Jede noch so modebewusste Frau hat Fehlkäufe im Schrank. Sogar die, die beruflich mit Mode zu tun haben. Auch ich als Stylistin habe mindestens eine Handvoll Kleidungstücke, die so gut wie ungetragen sind. Manchmal trage ich die Teile aber trotzdem, weil es ja so schade ist, sie unangerührt zu lassen. Ich fühle mich damit aber meist so unwohl, dass ich mich im Laufe des Tages wieder umziehe.

Doch wie kann das passieren?

Wir alle haben ein Bild von uns selbst, auch auf die Mode bezogen. Wir sehen uns als Typ, egal ob klassisch, sportlich, dramatisch oder romantisch. Wir werden durch äussere Eindrücke so beeinflusst, dass wir ein Kleidungsstück unbedingt wollen. Von Werbung, Modezeitschriften und Freundinnen inspiriert, wollen wir dieses coole Teil, das grade so angesagt ist, unbedingt auch besitzen. Das ist normal. Geht auch mir öfters so. Eine Zeit lang war doch dieser Rock-Chic Style total angesagt. Schwarze Lederjacke, Nieten auf Schuhen und Handtaschen… Kate Moss lässt grüssen! Ich fand das damals sehr cool und versuchte Teile davon in meine Garderobe zu integrieren. Ein völliger Reinfall – ging gar nicht! Seit ich meine Ausbildung zur Stylistin gemacht habe, ist mir auch klar, warum das nicht passte. Die Stilberatung hat mir die Augen geöffnet. Rock-Chic passt einer Dramatikerin am besten. Mein Stiltyp ist weit entfernt vom dramatischen Typ. Egal wo die Mode hingeht – ich weiss nun, dass es sich nicht lohnt, etwas zu kaufen, was nicht zu mir passt. Ich lasse mich auch nicht mehr von Kolleginnen oder Verkäuferinnen überreden, etwas zu kaufen. So mache ich viel weniger Fehlkäufe als früher.

Wie aber bleibe ich modisch und kann meinen Kundinnen die neusten Trends empfehlen? Ich schau mir die aktuelle Mode in Zeitschriften und im Internet sehr gerne an, nehme für mich selbst aber nur die Teile auf meine Wunschliste, die zu mir passen. Da wir alle eine Mischung aus verschiedenen Stilrichtungen haben, ist die Auswahl ziemlich gross. Aber Achtung: Laufsteg-Mode ist in der Regel dramatisch und passt nur jungen, grossen, schlanken Menschen mit dramatischer Stilnote richtig gut. Für mich ist die Mode aus Paris, Mailand, New York lediglich Inspiration für mich selbst und für meine Arbeit als Stylistin. Man kann sich etwas herauspicken, um seiner Garderobe einen modischen Twist zu geben.

Wie also können Sie künftig Fehlkäufe vermeiden:

• Kaufe nicht etwas, was in einer Zeitschrift oder an einer Kollegin gut aussieht ohne gründliche Prüfung, ob das auch zu deinem Stil passt.
• Modefarben stehen nicht allen, nur weil sie eben in dieser Saison angesagt sind. Schaue also darauf, dass du beispielsweise das Apfelgrün, das immer mal wieder im Trend ist, nicht direkt zum Gesicht hin trägst, wenn dir dieser warme Grünton nicht steht. Als kleiner Farbakzent hingegen kann Apfelgrün sehr frisch wirken.
• Viele greifen beim Kauf auch zur falschen Grösse. Oft gehörte Ausreden sind „Ich nehme noch weiter ab“ oder „die richtige Grösse ist schon vergriffen“. In beiden Fällen wirst du das Kleidungsstück nicht lange tragen.
• Das gleiche wie bei der richtigen Grösse gilt auch bei den Materialien und bei deinem Wohlgefühl in bestimmten Stoffen und Schnitten. Wenn du keine Wolle verträgst, solltest du dich nicht von einem wunderschönen Pullover in Wolle verführen lassen. Auch dann nicht, wenn die Verkäuferin sagt, das sei eine sehr weiche Qualität, die du ganz bestimmt bestens vertragen wirst. Wenn du ein sportlicher Typ bist, der gerne unkomplizierte Kleidung trägt, wirst du dich im Seidenkleid kaum wohlfühlen.
• Gerne empfehle ich dir eine Farb- und Stilberatung. Ein Umstyling ist immer eine schöne Möglichkeit, mehr über sich zu erfahren und sich selbst und den eigenen Stil besser kennen zu lernen.

Zum Schluss noch dies: Alles was du an Fehlkäufen sparst, kannst du in gute stilgerechte Stück investieren. Weniger aber dafür perfekt passend ist oft mehr! Oder du investierst das gesparte Geld in einen schönen Urlaub! ☀️🌴

Stilvolle Grüsse

Deine Lukretia Candreja